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Weiterbildung neben dem Beruf – so bekommen Sie Ihren Kurs genehmigt

von Inga Beißwänger

Das Stichwort „lebenslanges Lernen“ ist in aller Munde und aus der modernen Arbeitswelt nicht hinwegzudenken. Doch warum ist berufliche Weiterbildung wichtig? Was können Sie tun, um eine nebenberufliche Weiterbildung genehmigt zu bekommen? Wir erläutern Ihnen das Vorgehen Schritt für Schritt und geben Ihnen passende Argumente für das Gespräch mit dem Chef an die Hand.

Persönliche Weiterentwicklung, der nächste Schritt auf der Karriereleiter oder Langeweile im Arbeitsalltag– es kann viele gute Gründe geben, warum Angestellte eine Weiterbildung neben dem Beruf in Erwägung ziehen. Vielleicht gehören Sie auch dazu und fragen sich, welche Fördermöglichkeiten es gibt und ob Sie Ihren Urlaub für Ihre Weiterbildung opfern müssen.

Was bedeutet „Weiterbildung neben dem Beruf“?

Erstmal gilt es, den Begriff genau zu klären, da davon vieles abhängt – beispielsweise die Fördermöglichkeiten. „Weiterbildung neben dem Beruf“ meint die gezielte Fortbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Sie üben währenddessen in der Regel weiterhin ihren Job aus. Damit unterscheidet sich die nebenberufliche Weiterbildung (so eine weitere gängige Bezeichnung) von der Ausbildung mit Berufsabschluss und dem Studium.

Im Berufsbildungsgesetz findet sich diese Definition:

Die berufliche Fortbildung soll es ermöglichen,

  1. die berufliche Handlungsfähigkeit durch eine Anpassungsfortbildung zu erhalten und anzupassen oder
  2. die berufliche Handlungsfähigkeit durch eine Fortbildung der höherqualifizierenden Berufsbildung zu erweitern und beruflich aufzusteigen.

Bei einer Fortbildung erweitern Sie also Ihr Wissen in Ihrer aktuellen beruflichen Tätigkeit. Damit unterscheidet sich dieser Begriff von der Weiterbildung, die weiter gefasst ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese Begriffe häufig synonym verwendet. Bei einer Aufstiegsfortbildung wiederum handelt es sich meist eher um eine Weiterbildung. Wenn Sie eine Förderung beantragen, sollten Ihnen diese Unterschiede bekannt sein.

Arten der Weiterbildungen

Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in vielen Formaten und für die unterschiedlichsten Themen. Sowohl Hard Skills als auch Soft Skills für den Job werden vermittelt. Für die Förderung ist die Art, wie der Kurs abgehalten wird, unerheblich. Diese Lernformate gibt es:

  • Online-Kurs
  • Unterricht in Präsenz
  • Selbststudium

Wichtig bei der Auswahl einer nebenberuflichen Weiterbildung: Sie sollte zertifiziert sein. Denn nur mit einem anerkannten Zertifikat können Sie sicher sein, dass die Weiterbildung gewisse Voraussetzungen erfüllt, qualitativ hochwertig ist und für die Förderungen anerkannt wird.

Warum ist nebenberufliche Weiterbildung wichtig? Wann lohnt sie sich?

Möchten Sie Ihre Karriere vorantreiben und haben sich dafür bestimmte Ziele gesetzt? Dann sollten Sie auf jeden Fall eine Weiterbildung erwägen. Wenn Sie den nächsten Schritt in Ihrer Karriere anstreben, kann die passende Qualifizierung der Schlüssel zum Erfolg sein. Zudem steigern Sie mit einer nebenberuflichen Weiterbildung ganz allgemein Ihren Marktwert und Sie können einfacher eine Gehaltserhöhung ansprechen. Wenn Sie einen Jobwechsel anstreben, erhöht eine qualifizierte Weiterbildung Ihre Chance, eine Stelle in der angestrebten Position zu finden.

Last but not least bringen Weiterbildungen Ihnen persönlich etwas: Die neuen Fähigkeiten tragen zu Ihrer Zufriedenheit und Entwicklung bei. Womöglich trauen Sie sich in Ihrem Job neue Herausforderungen zu und wachsen daran, diese zu bewältigen. 

Zählen Weiterbildungen als Arbeitszeit?

Wenn die Firma eine berufliche Weiterbildung anordnet, gilt sie als Arbeitszeit. Wenn die Initiative von den Angestellten ausgeht, gilt das nicht. Jedoch können sich Regelungen dazu im Arbeits- oder Tarifvertrag finden. Darüber hinaus sind individuelle Absprachen immer möglich.

Wer hat Anspruch auf eine Weiterbildung?

Nun fragen Sie sich vielleicht: „Habe ich einen Anspruch darauf, für eine Weiterbildung neben dem Beruf freigestellt zu werden?“ Einen allgemeinen rechtlichen Anspruch auf Weiterbildung für Arbeitnehmer gibt es nicht (mit Ausnahme des Bildungsurlaubs – dazu gleich mehr). Regelungen zur Weiterbildung sind jedoch ggf. in Tarif- oder anderen Verträgen geregelt. Prüfen Sie deshalb:

  • Unterliegt mein Beruf einem Tarifvertrag? Wie ist die berufliche Weiterbildung darin geregelt?
  • Findet sich in meinem Arbeitsvertrag eine Regelung, beispielsweise zur Weiterbildungsförderung durch den Arbeitgeber?
  • Habe ich zusätzlich zum Arbeitsvertrag eine betriebliche Vereinbarung, etwa einen Fortbildungsvertrag, abgeschlossen?

Suchen Sie in diesen Verträgen beispielsweise nach Regelungen zu bezahlter oder unbezahlter Freistellung und Beteiligung oder Übernahme von Weiterbildungskosten durch den Arbeitgeber. 

Bildungsurlaub

Die meisten Bundesländer haben ein Gesetz zu Bildungsurlaub, Bildungsfreistellung oder Bildungszeit. Ein solches besagt in der Regel, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer grundsätzlich einen Anspruch auf Bildungsurlaub haben (meist 5 Tage im Jahr). Das heißt, sie können für eine anerkannte Weiterbildung bezahlten Urlaub beantragen, der nicht auf den allgemeinen Urlaub angerechnet wird. Eventuell gibt es Einschränkungen, etwa zur Mindestgröße des Betriebs. Zudem gelten bestimmte Fristen für die Beantragung des Bildungsurlaubs. Eine Übersicht über die wichtigsten Regelungen in den einzelnen Ländern finden Sie auf der Website der Kultusministerkonferenz.

Gut zu wissen, wenn Sie Ihren Beruf remote oder hybrid in einem anderen Bundesland ausüben: In der Regel ist für den Bildungsurlaub das Bundesland maßgeblich, in dem die Firma ihren Sitz hat. Bestenfalls findet sich im Arbeitsvertrag eine Regelung dazu.

Wie wird eine berufliche Weiterbildung gefördert?

Abhängig vom aktuellen Status gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Weiterbildungsförderung. Es empfiehlt sich, sich bei der entsprechenden Stelle oder dem Weiterbildungsanbieter individuell beraten zu lassen, welches Programm und welcher Fördertopf in Frage kommt. Auch für Unternehmen gibt es spezielle Förderprogramme, etwa von den Bundesländern und der Arbeitsagentur. Damit können sie die Weiterbildung der Angestellten einfacher finanzieren.

Beispiele für die Weiterbildungsförderung

  • Angestellte: „klassisches Individualverfahren“, Kostenübernahme durch Agentur für Arbeit und Unternehmen
  • Angestellte, Kurzarbeiter oder von Arbeitslosigkeit Bedrohte: AZAV Bildungsgutschein, Beantragung bei der Arbeitsagentur
  • Bürgergeld-Empfänger: AZAV Bildungsgutschein, Beantragung bei der Agentur für Arbeit
  • Berufssoldaten, Soldaten auf Zeit und freiwillig Wehrdienstleistende: Berufsförderungsdienst (BFD Bundeswehr)
  • Solo-Selbstständige: KOMPASS, Beantragung bei einer der bundesweit tätigen KOMPASS-Anlaufstellen
  • Kranke oder Menschen mit Behinderung: Förderung durch die Deutsche Rentenversicherung (berufliche Rehabilitation oder Umschulung Rentenversicherung)

Kostenübernahme durch Arbeitgeber und Arbeitsagentur

Angestellte können im „klassischen Individualverfahren“ bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Kostenübernahme für eine zertifizierte berufliche Weiterbildung stellen. Damit die Arbeitsagentur die Kosten übernimmt, ist es in der Regel nötig, dass der Arbeitgeber einen Anteil dazu gibt.

Aufgepasst: Was viele nicht wissen, ist, dass Unternehmen Ihre Mitarbeiter in digitalen Kompetenzen bis zu 100% kostenlos weiterbilden lassen können. Möglich macht das Gesetz zur Stärkung der Chancen für Qualifizierung oder kurz Qualifizierungschancengesetz. Darüber werden Weiterbildungskosten bis zu 100% von der Agentur für Arbeit übernommen sowie ein Arbeitsentgelt-Zuschuss erstattet. Die Förderung ist darauf ausgerichtet, Arbeitnehmern, deren berufliche Tätigkeiten durch den digitalen Wandel bedroht sind, eine Erweiterung ihrer beruflichen Kompetenzen zu ermöglichen. Eine tolle Chance, um beim Aufbau digitaler Kompetenzen oder Themen wie dem Social Media Marketing konkurrenzfähig zu bleiben. Die Weiterbildungen können in Vollzeit, Teilzeit, berufsbegleitend oder während der Kurzarbeit absolviert werden. Es kann auch ein Sammelantrag für mehrere Mitarbeiter eingereicht werden.

Diagramm mit Förderhöhen für Lehrgangskosten und Arbeitsentgelt nach Unternehmensgröße: unter 49, unter 250, über 250 und über 2.500 Mitarbeiter.

Kostenübernahme durch die Arbeitsagentur

Wer arbeitssuchend, in Kurzarbeit, befristet angestellt oder arbeitslos ist, hat gute Chancen, einen AZAV-Bildungsgutschein zu erhalten. Das gilt ebenso für Berufstätige, die darlegen können, dass eine Weiterbildung ihren Arbeitsplatz sichert. Diesen beantragen Sie bei der Bundesagentur für Arbeit. Auch hier gilt: Nur zertifizierte Weiterbildungen können gefördert werden.

Bitte beachten Sie: Der Bildungsgutschein ist nach Genehmigung maximal drei Monate lang gültig. Weiterbildungsanbieter dürfen ihn nur in diesem Zeitraum annehmen. Das bedeutet, dass Sie innerhalb dieser drei Monate Ihre gewünschte berufliche Weiterbildung beginnen müssen. 

Weitere Fördermöglichkeiten

  • Berufstätige können die beruflichen Forbildungskosten steuerlich absetzen.
  • Eventuell übernimmt der Arbeitgeber nach Absprache die vollständigen Kosten, wenn Sie Ihn auf die Möglichkeiten der Förderung wie z.B. über das Qualifizierungschancengesetz hinweisen.

So gehen Sie vor, wenn Sie eine Weiterbildung neben dem Beruf anstreben:

  1. Weiterbildungsmöglichkeiten sondieren: Sicherlich haben Sie schon eine Idee, in welchem Bereich Sie sich weiterbilden möchten. Recherchieren Sie, welche Anbieter und Kurse es gibt, zum Beispiel im Bereich Online-Marketing. Achten Sie dabei auf das Zertifikat als anerkannter Weiterbildungsanbieter.
  2. Sie haben einen oder mehrere passende Weiterbildungen gefunden? Und möchten nun wissen, welche Förderungen Sie dafür erhalten können? Lassen Sie sich beraten. Fragen Sie den Anbieter nach möglichen Förderungen für Ihre Situation und wo Sie welche Förderung beantragen können.
  3. Wenn Sie sich über Fördermöglichkeiten und Fristen informiert haben, sollten Sie als nächstes das Gespräch mit Ihrem/Ihrer Vorgesetzten suchen. Vereinbaren Sie einen Termin. Sammeln Sie die Informationen, damit Sie diese beim Gespräch bereit haben. Nutzen Sie die Liste mit Argumenten weiter unten.
  4. Beantragen Sie die Förderung.
  5. Buchen Sie den gewünschten Kurs. Legen Sie dafür ggf. die genehmigte Förderung, beispielsweise den AZAV-Bildungsgutschein, vor.
  6. Nehmen Sie an der Weiterbildung teil.
  7. Achten Sie darauf, dass Sie für Ihre Teilnahme ein Zertifikat erhalten.

So finden Sie Weiterbildungsmöglichkeiten

Im Internet finden Sie mit den passenden Stichworten die Anbieter. Auf Anfrage erhalten Sie weiteres Infomaterial per Post oder individuelle Beratung im persönlichen Gespräch. In der Weiterbildungsdatenbank der Bundesagentur für Arbeit können Sie sich über das gesamte Angebot mit anerkanntem Zertifikat informieren. Dort finden Sie auch die Weiterbildungsangebote der Social Media Akademie:

Wie bekomme ich die Weiterbildung genehmigt?

Mit diesen Informationen und denen aus Ihren Verträgen im Gepäck haben Sie größere Chancen, eine Weiterbildungsförderung und/oder Freistellung für die Zeit der beruflichen Weiterbildung von Ihrem Arbeitgeber zu erhalten. Wenn Sie Ihren Wunsch nach Weiterbildung bereits im jährlichen Mitarbeitendengespräch geäußert haben, haben Sie schon eine Basis gelegt. Zudem können Sie anhand der Reaktion abschätzen, wie Ihre Chefin/Ihr Chef bei den Themen lebenslanges Lernen und Weiterbildung „gepolt“ ist.

Wie spreche ich meinen Wunsch nach Weiterbildung beim Chef an?

Wichtig ist, dass Sie aus ihrer/seiner Sicht argumentieren. Also: Warum ist es für sie/ihn von Vorteil, wenn Sie eine Weiterbildung neben dem Beruf absolvieren? Einige mögliche Argumente:

  • Ich kann meinen Aufgabenbereich erweitern. Das spart Neueinstellungen.
  • Zudem kann ich Ihnen Arbeit abnehmen, damit Sie sich besser auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können.
  • Ich bin beruflich zufriedener und bleibe dem Unternehmen erhalten.
  • Die Fortbildung bereitet auf zukünftige Entwicklungen vor, ist also eine langfristige Investition.
  • Nicht nur ich, sondern das gesamte Team profitiert von meinem neuen Fachwissen und meinen erlernten Fähigkeiten.
  • Das neue Fachwissen kann Abläufe verbessern und die Effizient steigern.
  • Die Kosten kann das Unternehmen von der Steuer absetzen.
  • Mit einer hohen Weiterbildungsquote kann das Unternehmen sein Employer Branding aufwerten und einfacher geeignete Fachkräfte finden.
Infografik Weiterbildungswunsch ansprechen - Weiterbildung neben dem Beruf

Sie sehen: Wenn Sie eine Weiterbildung neben dem Beruf machen möchten, haben Sie viele Angebote und Möglichkeiten. Das gilt auch für die Weiterbildungsförderung. Selbst wenn Angestellte keinen generellen Anspruch auf eine direkte – etwa Übernahme der Kosten – oder indirekte – etwa Freistellung während der Zeit der Fortbildung – haben, tun die Unternehmen Gut daran, das Engagement zu unterstützten. Denn nicht zuletzt profitieren sie selbst, wenn ihre Mitarbeitenden neue Fähigkeiten erwerben, motiviert und stets up-to-date sind.

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