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Social Media Recruiting: erfolgreiche Strategien zur Mitarbeitersuche

von Inga Beißwänger

Die Zeiten, in denen Firmen nur per Print-Stellenanzeige neue Mitarbeiter suchten, sind schon lange vorbei. Social Media Recruiting bietet eine effiziente Möglichkeit, Kandidaten auf Facebook und Co. zu suchen und sich langfristig als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Das ist möglich unabhängig von der Größe der Firma. KI macht das Recruiting noch einfacher.   

Social Media Recruiting ist ein wichtiger Baustein im Personalmarketing. Auch und gerade kleineren Firmen bietet es eine effiziente Möglichkeit der Mitarbeitersuche. Mit einer langfristigen Strategie können sie ihr Employer Branding ausbauen und sich als attraktiver Arbeitgeber zeigen. Damit ziehen sie passende Kandidaten, die sich mit den Produkten und Werten des Unternehmens identifizieren können, mühelos an.

Social Media Recruiting: Definition

Stellenanzeigen in Zeitungen waren gestern: Das Internet bietet Personalern und auch Jobsuchenden viel mehr Möglichkeiten. Recruiter von Unternehmen und Agenturen nutzen schon lange Social Media, um dort gezielt nach Talenten zu suchen und Kandidaten direkt anzusprechen. Sie betreiben also Social Media Recruiting, d. h. die Mitarbeitergewinnung über Social Media. Dabei nutzen Unternehmen längst nicht mehr nur die Business-Netzwerke XING und LinkedIn, sondern ebenso Facebook, Instagram, TikTok und YouTube. Die Bezeichnung „Social Recruiting“ für diese Art der Mitarbeitergewinnung ist unter Personalern ebenso üblich. 

Voraussetzung für das Social Media Recruiting ist eine eigene Präsenz in den Sozialen Netzwerken, die zur Zielgruppe passen. Manche Unternehmen haben darüber hinaus eine separate Karriereseite auf beispielsweise Facebook und/oder LinkedIn und bespielen diese mit passendem Content. Dazu gehören Hinweise auf offene Stellen und Informationen zum Bewerbungsverfahren ebenso wie Einblicke hinter die Kulissen des Unternehmens. Employer Branding und Social Recruiting fließen auf solch einer Seite dann gewissermaßen zusammen: Die Firmen präsentieren sich als attraktiver Arbeitgeber und sprechen damit indirekt mögliche neue Mitarbeiter an. Hinzu kommt das direkte, also aktive Suchen und Ansprechen potenzieller Kandidaten.

Social Recruiting Strategie

Bestenfalls verfolgen Unternehmen im Personalmarketing eine gezielte Social Recruiting Strategie. Diese sollte in das gesamte Marketing eingebunden sein.

Die übergeordneten Ziele sind:

  • sich der Zielgruppe in den Sozialen Medien als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren,
  • damit Aufmerksamkeit und
  • mehr Bewerbungen zu generieren, und zwar
  • von mehr passenden Kandidaten.

Diese Ziele werden, wie im Marketing üblich, auf kleinere Ziele heruntergebrochen und fließen zudem in zielgerichtete Kampagnen ein.

Zur Überprüfung, ob die Ziele erreicht werden oder Anpassungen nötig sind, führt der Social Media Manager regelmäßig KPI-Analysen durch. Neben den üblichen KPIs wie Reichweite und Engagement (siehe auch: Marketing KPIs) fließen zudem die Bewerberzahlen mit ein.

Active Sourcing

Viele User suchen gar nicht aktiv nach offenen Stellen. Doch selbst die, die beispielsweise auf ihrem LinkedIn-Profil „Open to Work“ angegeben haben, müssen zuerst gefunden werden. Beim Active Sourcing suchen Recruiter gezielt auf den Social-Media-Plattformen wie LinkedIn, XING und auch anderen wie Instagram nach möglichen Kandidaten für offene Stellen und sprechen diese direkt an.

Passive Sourcing

Das Passive Sourcing umfasst die anderen, eher indirekten Recruiting-Maßnahmen. Dazu gehören:

  • Stellenanzeigen
  • Bewerbungsportale
  • bezahlte Werbung für offene Stellen in Social-Media-Plattformen
  • Content zu Karriere, Ausbildung, offenen Stellen etc., beispielsweise Videos auf YouTube
  • Interaktion mit den Usern
  • Corporate Influencer

Wie viele Unternehmen nutzen Social Media Recruiting?

Der Personaldienstleister Hays hat in den Jahren 2019 und 2023 Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu befragt, welche Kanäle sie für das Recruiting nutzen. Jobportale im Internet stehen mit 59 bzw. 74 Prozent auf Platz 1. Social Media Plattformen sind in den vier Jahren um einen Platz nach oben geklettert: 2019 waren es noch 32 Prozent und Platz vier, 2023 haben schon 55 Prozent der Befragten das Social Media Recruiting für sich entdeckt. Das zeigt die wachsende Bedeutung und Offenheit der Unternehmen gegenüber dieser Art der Mitarbeitergewinnung.

Vorteile des Social Recruitings

Firmen, die das Social Recruiting erfolgreich betreiben, nutzen die digitalen Möglichkeiten, sind kreativ und interagieren mit der Zielgruppe. Der große Vorteil für Unternehmen, die Social Media zur Mitarbeitergewinnung nutzen, liegt in der Effizienz: Sie erreichen damit vergleichsweise einfach und direkt potenzielle neue Mitarbeiter. Früher konnten die Unternehmen nur Stellenanzeigen in einem Printmedium wie einer Zeitung schalten und mussten danach darauf vertrauen, dass sich passende Kandidaten bewerben. Auf den Sozialen Medien können die Unternehmen dagegen selbst aktiv werden, indem sie zeigen, was sie als Arbeitgeber zu bieten haben und zudem mögliche Kandidaten direkt anschreiben.

Diese Effizienz kann sich auch auf die Kosten auswirken: Unterschiedlichen Berechnungen zufolge kostet die Besetzung einer offenen Stelle einer Fachkräfteposition bis zu 5.000 Euro. Noch viel teurer ist es allerdings, eine – zumal hoch qualifizierte – Stelle unbesetzt zu lassen.

Daher geht es beim Recruiting im Kern immer um die beiden Aspekte:

  • den passenden Mitarbeiter zu finden, und das
  • in einer möglichst kurzen Zeit

Diese beiden Aspekte lassen sich beim Social Media Recruiting auf Facebook und Co. perfekt miteinander verbinden – aus diesen Gründen:

  • Große Reichweite: Auf den Sozialen Medien sind viele Menschen aktiv und damit viele potenzielle Bewerber.
  • Effektive Anzeigen: Auf den Kanälen Anzeigen zu schalten, die auf offene Stellen aufmerksam machen, ist immer noch vergleichsweise günstig. Zudem können diese gezielt ausgespielt werden.
  • Sichtbarkeit steigern und Aufmerksamkeit gewinnen: Unternehmen, die eine gezielte Social-Recruiting-Strategie verfolgen, erhöhen bei allen Socal-Media-Usern ihre Sichtbarkeit und gewinnen Aufmerksamkeit. Wenn man bedenkt, dass viele potenzielle Kandidaten nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle sind, ist dieser Vorteil umso bedeutender.
  • Active Sourcing: Wie bereits erwähnt können Personaler gezielt nach Kandidaten suchen und diese direkt ansprechen.

Nachteile des Social Media Recruitings

Das Social Recruiting hat nicht nur Vorteile, sondern auch so manchen Stolperstein. Unternehmen sollten sich damit vertraut machen, damit ihr Recruiting in den Sozialen Medien langfristig erfolgreich ist.

Qualifizierung der Recruiter

Social Media Recruiting ist nicht „mal so eben nebenher“ zu machen. Vielmehr braucht es eine Strategie und gezielte Umsetzung. Nur qualifizierte Personaler können die vielfältigen Anforderungen des Social Recruitings erfüllen. Sie müssen die Sprache in den jeweiligen Kanälen beherrschen und dürfen auch nicht scheu sein, potenzielle Bewerber direkt anzusprechen.

Langfristige Social Recruiting Strategie

Eng verbunden mit der Qualifizierung der Recruiter ist auch dieser Punkt: Unternehmen, die die Vorteile nutzen wollen, brauchen eine Social Recruiting Strategie, die auf Langfristigkeit ausgelegt ist und zum Branding passt. Diese muss ins allgemeine und Personalmarketing eingebunden sein, kanalübergreifend funktionieren und den Bewerbern eine exzellente User Experience bieten. Eine Recruiting-Kampagne kann nur erfolgreich sein, wenn sie den spezifischen Bedürfnissen und Interessen der Zielgruppe gerecht wird. Wer dagegen nur mal hier, mal dort ein wenig Social-Media-Recruitment betreibt, arbeitet nicht effizient. Die Folgen: vergleichsweise höhere Kosten und weniger Bewerber, deren Erwartungen darüber hinaus im Bewerbungsprozess schlimmstenfalls enttäuscht werden.

Datenschutz

Die meisten Social Media Kanäle – allen voran LinkedIn und Meta mit Facebook, Instagram und WhatsApp – kommen aus den USA. Dort sind die Bestimmungen zum Datenschutz meist weniger streng als in Deutschland und der EU. Gleichzeitig haben Personaler bei ihrer Arbeit immer mit sensiblen Daten zu tun: Namen, Geburtsdaten, Adressen etc., darüber hinaus evtl. Gesundheitsdaten. Beim Social Recruiting beides zusammenzubekommen – Datenschutz auf der einen und das Ansprechen und Kommunizieren mit Kandidaten auf der anderen Seite – ist eine Herausforderung für alle Personaler.

Personaler müssen für das Thema Datenschutz im Digital Recruiting sensibilisiert werden – beispielsweise durch Schulungen und klare Vorgaben des firmeneigenen Datenschutzbeauftragten.

Früher war WhatsApp als „Datenkrake“ verschrien. Inzwischen hat Meta jedoch nachgebessert. Zudem gibt es mittlerweile die WhatsApp Business App sowie zusätzliche Tools, die die Einhaltung der Datenschutzrichtlinien wie der DSGVO erleichtern.

Welche Social Media Recruiting Kanäle gibt es?

Im Social Media Recruiting ist es entscheidend, die richtigen Kanäle auszuwählen. Doch welche Social Networks eignen sich wofür?

  • XING war der Pionier als Karrierenetzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Inzwischen musste die Plattform Reichweite an den US-Konkurrenten LinkedIn abgeben. Dennoch lohnt es sich weiterhin für Firmen im deutschsprachigen Raum, dort nach passenden Kandidaten zu suchen.
  • LinkedIn bietet Personen mehr Möglichkeiten mit einem kostenlosen Profil im Vergleich zu XING. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass LinkedIn über die Zeit an Attraktivität gewonnen hat. Recruitern bietet LinkedIn viele Möglichkeiten für das passive und aktive Sourcing.
  • Auf Facebook ist eine eher ältere Zielgruppe aktiv.
  • Instagram spricht eine Zielgruppe an, die mehr am Visuellen interessiert ist. Beispielsweise lassen sich hier Kreative besonders gut finden.
  • Die jüngsten Nutzer sind auf TikTok unterwegs. Damit eignet sich diese Kurzvideo-Plattform besonders, um Auszubildende und andere Young Talents zu finden. 
  • YouTube ist nach wie vor die Top-Plattform für Video-Content. Ein eigener Karriere-Kanal oder zumindest YouTube-Playlist sollten daher Bestandteil der Recruiting-Maßnahmen sein.
  • Messenger-Dienste wie WhatsApp haben zahlreiche Nutzer. Daher sollten sie Teil der Recruiting-Maßnahmen sein.

Social Media Recruiting Beispiele und Tipps

Creativity is King: Wer in den Sozialen Medien als Arbeitgeber auffallen und die richtigen Talente erreichen will, muss sich etwas einfallen lassen. Mit einer Stellenanzeige auf LinkedIn und ein paar Postings ist es nicht getan. Vielmehr braucht es eine Idee, die kanalübergreifend wirkt und die die verschiedenen Teile – etwa Stellenanzeige, Bewerbungsportal und Social Media – so miteinander verzahnt, dass den Kandidaten die Bewerbung so einfach wie möglich gemacht wird.

Eine erfolgreiche Social Media Recruiting Kampagne nutzt geschickt die vielen Möglichkeiten der unterschiedlichen Off- und Online-Kanäle und arbeitet mit starkem Visual Storytelling: Durch echte Geschichten von wirklichen Personen und Einblicke in den Arbeitsalltag erfahren die Kandidaten hautnah, wie es ist, dort zu arbeiten. Auch die Werte und die Mission des Unternehmens spielen bei der bildhaften Umsetzung eine wichtige Rolle und prägen sich damit bei den potenziellen Bewerbern ein. Bei allem gilt die übergeordnete Maxime: authentisch bleiben. Ansonsten verspielt ein Unternehmen seine Glaubwürdigkeit und verliert damit auch an Attraktivität als potenzieller Arbeitgeber.

Social Media Recruitment: Formate und Tools

  • Challenges
  • Interviews mit Mitarbeitenden
  • Quizze
  • Corporate Influencer
  • Influencer Marketing mit externen Influencern·  
  • Insight-Storys aus dem Unternehmen
  • Augmented Reality (AR), beispielsweise für interaktive Jobanzeigen
  • Virtual Reality (VR), beispielsweise für Rundgänge durch die Abteilung

Zwei Best Practices zeigen, wie es richtig geht:

Social Media Recruiting Beispiel: Deutsche Bahn

Der Bahn-Konzern beherrscht die Klaviatur des Social Recruitings schon lange und fällt immer wieder mit kreativen und authentischen Recruiting-Kampagnen auf. Aktuell fragt die Bahn: „Was ist dir wichtig?“ In Videos erzählen die Mitarbeitenden, worauf es ihnen bei der Wahl des Arbeitgebers ankommt. Damit geht die Deutsche Bahn auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance und Diversity ein, die vor allem der jüngeren Generation immer wichtiger werden. Zugleich zeigt sich die Deutsche Bahn als ein Arbeitgeber, der auf die Wünsche der Mitarbeitenden eingeht.

Social Media Recruiting Beispiel: Edeka

Der Lebensmittelhändler Edeka hat TikTok für sein Social Media Recruiting entdeckt. Er lädt Influencer zu einer besonderen Challenge ein: Wer scannt die Lebensmittel an der Kasse schneller – die Edeka-Mitarbeiterin oder die Influencerin? Damit greift Edeka den Challenge-Gedanken, der bei TikTok verbreitet ist, auf und generiert Aufmerksamkeit besonders bei der jüngeren Zielgruppe.

@edeka Easy Win für Team EDEKA 💪 @Chana #edeka ♬ Originalton - EDEKA

Social Media Recruiting und KI

Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt inzwischen an vielen Stellen sowohl Kandidaten auf Stellensuche als auch Unternehmen bei der Mitarbeitersuche.

So bietet beispielsweise XING den Bewerbern die Möglichkeit, mit allen möglichen Stichwörtern wie „Homeoffice“, „Teilzeit“, "Ortsunabhängig arbeiten" oder auch den eigenen Skills nach offenen Stellen zu suchen.

Schon jetzt kann KI sowohl für Recruiter als auch Bewerber nützlich sein. Es wird erwartet, dass die KI in Zukunft an vielen weiteren Schnittstellen eingesetzt wird. KI kann beispielsweise die Effizienz bei der Bewerbersuche erhöhen und die User Experience der Bewerber verbessern.

Einige Bereiche, in denen Personaler KI im Recruiting-Prozess einsetzen können:

  • Content-Marketing: maßgeschneiderte Content-Erstellung und Content-Optimierung auf den Social-Media-Kanälen. Mehr dazu finden Sie hier: KI Bilder erstellen.
  • dynamische Anpassung der Parameter einer laufenden Social Recruiting Kampagne
  • KI-Chatbots, die die erste Kontaktaufnahme zwischen Kandidaten und Unternehmen erleichtern und beispielsweise allgemeine Informationen zum Bewerbungsprozess und zum Arbeitgeber liefern
  • KI-Targeting für das gezielte Finden und Ansprechen geeigneter Bewerber
  • den optimalen Zeitpunkt für die Ansprache potenzieller Bewerber bestimmen
  • Screening von Bewerbungen

Gut zu wissen: Die KI kann Personaler bei ihrer Arbeit unterstützen, indem sie repetitive, automatisierbare und analytische Aufgaben übernimmt. Den menschlichen Aspekt wird sie nicht ersetzen können – beispielsweise den Beziehungsaufbau, der auch und gerade in Social Media so wichtig ist. In Zukunft wird es also verstärkt darauf ankommen, dass qualifizierte Personaler die KI-Tools kennen und die passenden auswählen und einsetzen können.

Fazit und Ausblick

Social Recruiting bietet Firmen und Bewerbern viele Möglichkeiten. Qualifizierte Personaler wissen, wie sie welchen Kanal optimal nutzen, um offene Stellen möglichst schnell zu besetzen. Sie haben nicht nur die etablierten Plattformen wie Facebook und die Karriere-Netzwerke XING und LinkedIn stets im Blick, sondern beobachten neue Social Networks und Trends auf ihr Potenzial zur Mitarbeitersuche hin.

Sie haben zudem keine Scheu vor neuen Technologien wie KI, Augmented und Virtual Reality. AR steckt beispielsweise in Filtern auf Instagram. VR ist aktuell noch nicht weit verbreitet. Doch schon allein die Bemühungen vom Facebook-Konzern Meta auf diesem Gebiet – beispielsweise mit vergleichsweise günstigen VR-Headsets – weisen den Weg in die Zukunft.  

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